Samstag, 23. Juli 2011

Arschkarte

Tag 2

Mein Gott war die Anreise anstrengend. Ich sitze aber endlich am Tisch an Bord der „Tiamo“. Gerade eben haben wir fast 200 Kilo Gepäck über eine Hühnerleiter in das innere dieses Schiffs gebracht. Nun redet unser Skipper seine typischen Eröffnungsworte, während mir die Augen immer wieder zufallen. Interessant wird es, als Bodo (so der Name des Möchtegern-Kapitäns) endlich die Kabinen aufteilen will… Wie zu erwarten, ziehe ich natürlich die Arschkarte!

Ich werde zusammen mit meinem Bruder in einer Kabine hausen. Hausen trifft es wirklich! Schon bei der Begehung unseres „neuen“ Zuhause kriege ich Angst! Platzangst! Unsere Kabine ist nicht mal zwei Meter lang… Breit dürfte Sie ca 1,20 Meter sein. Schlafen tut man in Doppelstockbetten von besonders mickrigen Ausmaßen.

Ich bekomme das Schlafgemach oben. Am Fußende ist es 30 cm breit, am Kopfende ungefähr 70. Direkt über mir das einzige Fenster. Von diesem kleinen Loch sollen wir mit Frischluft über die Tage versorgt werden. Man könnte meinen, wenn man schon nur ein einziges Fenster in einem extrem kleinen Loch hat, dann möchte man doch am liebsten genau neben diesem schlafen… Aber dieses Fenster hat mir über die Tage einige schlaflose Nächte eingebracht!

Bei unser Ankunft in Izola (Slowenien) regnet es bereits leicht. Während Bodos nicht enden wollender Ansprache wird dieser immer stärker. Als wir endlich ins Bett dürfen, müssen wir daher die kleine Lucke (die wir Fenster schimpfen) schließen. Dadurch wird der Mief - und die schlechte Luft - in der nicht gerade platzhaltigen Kabine unerträglich. Was meinen Bruder dazu treibt nach einer Stunde dieses Fenster zu öffnen. Ich schlafe da bereits tief und fest und der Herr macht sich natürlich keine Platte, welche Folgen das Öffnen für mich hat…

Ungefähr 30 Minuten später merke ich diese Folgen. Ich werde nämlich wach und nächtige inzwischen in einer Riesenfütze, die sich meine Matratze schimpft. Anstatt jetzt im Halbschlaf gleich loszutottern und den werten Herren unter mir zu Rede stellen, schießt mir in den Sinn nun die ganze Besatzung vor den Folgen dieses „Unwetters“ zu schützen. Sprich – ich will alle Fenster schließen und ein lieber netter Mitmensch sein.

Bereits fünf Minuten irre ich - laut späteren Aussagen des Skippers - auf dem Schiff umher und peile wohl nichts. Immer wieder versucht er mir anscheinend zu erklären, dass bereits alle Fenster zu sind und ich die doch bitte geschlossen lasse und zurück in meine Kabine gehe. Ich scheine aber gerade extrem neben mir zu stehen und erwidere Ihm, dass er mir garnichts zu sagen hat. „Captains Word is Law“ – Ohne mich! Ich entscheide gefälligst wann Fenster geöffnet und geschlossen werden.

Gute drei-vier Minuten später gibt Bodo es endgültig auf mit mir und ich höre nur noch – „gut wie du meinst… Dann mach doch!“. Danach knallt er seine Kabinentür zu und genau in diesem Moment scheine ich auch erst zu mir zu kommen. Ich geh also zurück in mein riesiges nasses Bett… Aber so schlimm ist es nicht, denn ich bin von der Anreise und dem ganzen Mist derartig fertig, dass mich weder Größe, noch Feuchtigkeit, aus der Fassung bringen kann… Urlaub ist doch was Feines!


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen